„Ich höre mir gerne die Geschichten der Patienten an“

Interview mit der Allgemeinmedizinerin Franziska Meyer

Franziska Meyer hat es getan. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin hat sich für die Niederlassung entschieden und eröffnet im November eine eigene Hausarztpraxis in Castrop-Rauxel. Wie sah ihr Weg in die Niederlassung dabei aus? Und welchen Anteil daran hatte die Nachwuchskampagne PRAXISSTART der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL)? Im Interview beantwortet die 40-Jährige diese und weitere Fragen.

Frau Meyer, wie haben Sie den Weg in die Niederlassung gefunden?

In meinem ersten Vorstellungsgespräch an einer Klinik wurde ich damals gefragt, wo ich mich in zehn Jahren sehe. Ich habe geantwortet: möglicherweise in einer Praxis. Dabei konnte ich mir das eigentlich gar nicht vorstellen… (lacht).

Es sollte anders kommen…

Ja! Ich bin schon früh in Kontakt mit dem ambulanten Bereich gekommen. Mein Vater hat jahrzehntelang als niedergelassener Kinderarzt in Castrop-Rauxel gearbeitet. In seiner Praxis verbrachte ich nach meiner Schulzeit auch einige Zeit, während ich auf einen Studienplatz wartete, erhielt so erste Einblicke. Nach meinem Studium der Humanmedizin in Freiburg entschied ich mich allerdings zunächst für den stationären Bereich, lernte einige Häuser kennen, absolvierte zudem noch die Facharztweiterbildung Innere Medizin. Für die Horizonterweiterung war das genau der richtige Weg. Zuletzt war ich dann als Honorarärztin tätig. Und dann kam die Corona-Pandemie…

… ein Schlüsselmoment für Sie?

Ein Stück weit schon. Ich suchte eine neue Herausforderung und fand sie schließlich in einer Anstellung in einer Dortmunder Hausarztpraxis. Dort absolvierte ich dann auch die Facharztweiterbildung zur Allgemeinmedizinerin, erlangte die Zusatzqualifikation zur Palliativmedizin.

Und wann fassten Sie den Entschluss zur Selbstständigkeit?

Im vergangenen Sommer. Ich hatte den Eindruck, dass es Zeit wäre für eine neue Herausforderung. Bei meiner Recherche nach verfügbaren Kassensitzen in der Region stieß ich dann schnell auf PRAXISSTART…

…welchen Anteil hat die Kampagne an Ihrer Niederlassung?

Ohne die Nachwuchskampagne der KVWL würde ich wahrscheinlich nicht bald in meiner eigenen Praxis stehen, sie hat mir den letzten Anstoß gegeben, mich niederzulassen. Über die Internetseite und das Kontaktformular habe ich direkt einen Termin für eine Erstberatung ausgemacht. Und dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Dieses Beratungsgespräch kann ich jedem, der sich für die Niederlassung interessiert, nur wärmstens ans Herz legen. Es bildet den Grundstein für so vieles. Durch die erstklassige Beratungsleistung der KVWL habe ich mich glücklicherweise schnell im ambulanten System zurechtgefunden. Auch das Seminarangebot für Einsteiger ist top, dort werden sehr, sehr viele Fragen beantwortet. Damit ist man für den Start schon gut gerüstet.

Welche Vorteile bietet Ihnen die Arbeit als niedergelassene Ärztin?

Als Selbstständige bin ich meine eigene Chefin! Das bedeutet, dass ich die Abläufe für meine Patientinnen und Patienten, mein Team und mich so gestalte, dass am Ende alle davon profitieren. Zudem ist das Arzt-Patienten-Verhältnis nochmals enger und deutlich intensiver. Darauf freue ich mich wirklich! Denn ich höre mir gerne die Geschichten meiner Patienten an, um mir ein umfassendes Bild machen zu können. Es interessiert mich aufrichtig, ist zugleich mein persönlicher Antrieb und bildet für mich die Grundlage für eine optimale Behandlung.

Was raten Sie angehenden Nachwuchsmedizinern, die sich für die Niederlassung interessieren?

Nutzen Sie das großartige Beratungsangebot der KVWL! Bei einer möglichen Praxis-Übernahme rate ich dazu, einfach mal einen Tag mitzuschwimmen im bestehenden Praxisalltag. Um ein Gefühl für Strukturen und Menschen zu bekommen. Und man sollte sich manchmal nicht zu stark von negativen Stimmen beeinflussen lassen, Stichwort mangelnde Vergütung, etc. Wir Ärzte führen alle ein sehr gutes und privilegiertes Leben, insbesondere mit Blick auf die Gesamtgesellschaft. Da sollten wir auch demütig und dankbar sein, dass wir so einen facettenreichen Beruf ausüben dürfen. Es wird in den meisten Fällen funktionieren, denn die Menschen werden uns immer brauchen, um gesund zu werden und gesund zu bleiben. Wir sollten immer mal über den eigenen Tellerrand – und nicht nur auf den letzten Euro – schauen. Das Schönste an unserem Beruf ist doch, dass wir ihn selbst gestalten können.

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